Barfer gelten in vielen Regionen nach wie vor als Exoten am Hundefutterfirmament. Erst recht jene, die ihrem kleinen, süßen Welpen kein auf Rasse, Alter, Aktivität und Fellfarbe abgestimmtes Trockenfutter (oder Naßfutter) verabreichen, sondern die Lütten von Anfang an barfen. Die folgenden Sätze sind häufig benutzte Floskeln, die einige bestimmt schon mal gehört haben:
Im Wachstum reicht dem Welpen Barf nicht aus, um ihn ausgewogen zu ernähren und gesund großwerden zu lassen.
Im ersten Lebensjahr ist eine ausgewogene Ernährung mit speziellem Welpenfutter besonders wichtig, gerade für große Hunderassen, sonst gibt es später Probleme mit den Knochen.
Gebarfte Welpen und Junghunde wachsen zu schnell, weil sie viel zu viele Proteine bekommen.
Mein Tierarzt hat gesagt, Welpen darf man nicht barfen.
Welpen werden vom Barfen krank.
Es ist nicht genug Kalzium in der Barfration, daher erleiden Welpen schnell einen Mangel.
Hunde dürfen erst ab einem Jahr gebarft werden.
… diese Sätze kann man so oder ähnlich noch viel weiter ausführen. Die Kernaussage, oder vielmehr die Kernangst, bleibt jedoch immer gleich:
Der Welpe wird nicht ausreichend mit allen nötigen Nährstoffen versorgt, wenn er gebarft wird.
Kann das stimmen?
Leider wird der gesunde Menschenverstand ja oft einfach ausgeschaltet, wenn solche Aussagen von vermeintlichen Fachleuten oder Hundekennern propagiert werden. Ein kleiner Vergleich macht es vielleicht ein wenig deutlicher, was für ein unglaublicher Rat einem (unwissenden) Hundemenschen da vom „Profi“ gegeben wird.
Was wäre, wenn uns andere Eltern oder gar der Kinderarzt dazu rieten, unsere Kinder während des Wachstums (sagen wir, bis etwa zum 12. Lebensjahr, um es zu vereinfachen) auf gar keinen Fall mit frischem Obst und Gemüse zu ernähren, weil sie sonst einen Vitaminmangel erleiden, sondern stattdessen lieber zu künstlich hergestellten Vitaminpräparaten greifen sollten. Wir würden diesen Personen beherzt einen Vogel zeigen, nicht wahr? Nichts anderes wird aber dem frisch gebackenen Welpenbesitzer „angetan“, wenn ihm Trockenfutter für Welpen und Junghunde empfohlen und Barf ausgeredet wird. Macht das Sinn?
Nein, denn eine natürliche Ernährung ist auch in unserer heutigen, sehr modernen Zeit, in der im Labor so viel (Blödsinn) erschaffen werden kann, immer noch die beste Variante – egal ob für Mensch oder Tier. Vitamine und Co. lassen sich zwar billig nachbauen und den einzelnen Nahrungsmitteln zusetzen. Ersetzen können sie aber ein natürliches Nahrungsmittel nicht. Sekundäre Pflanzenstoffe und die diversen anderen, noch lange nicht alle im Labor erforschten, geschweige denn nachgewiesenen, komplexen Inhaltsstoffe fehlen. Die gibt es eben nur in echten Nahrungsmitteln. Ebenso unbekannt ist bei den komplexen Zusammensetzungen einzelner Nahrungsmittel übrigens die Wirkung auf den Organismus. Nur Vitamintabletten reichen nicht zum Leben, da muss schon mal ein richtiger Apfel herhalten 😉
Was frisst denn ein Welpe?
Aber zurück zu unseren Welpen. Woher kommt die Angst? Wie bei vielem trägt wahrscheinlich die Unwissenheit dazu bei. Wie wir uns selbst und unsere Kinder gesund ernähren, das wissen wir (oder sollten es zumindest wissen). Wie sieht es aber mit dem Hund aus? Was fressen wilde Kaniden und was gibt es für den Nachwuchs? In erster Linie Beutetiere, aber auch mal Aas, Gräser und Kräuter, Beeren, je nach Wohnort gerne auch Fisch oder die Reste aus der menschlichen Mülltonne. Alles das, was mit wenig Energieaufwand zu beschaffen ist. Der Nachwuchs wird zunächst ausschließlich mit Muttermilch versorgt. Später gibt es Hochgewürgtes und alsbald bringt Mama kleine Beutetiere mit oder es geht an das große, vom Rudel erlegte Beutetier. Hier gibt es nicht extra Babykaninchen mit speziellem Vitamin- und Kalziumzusatz für die Welpen.
Wie baut man ein natürliches Welpenmenü?
Beim Barfen wird die Natur mit natürlichen Mitteln, nicht mit im Labor zusammengerührten Dingen, so gut wie möglich nachgeahmt. Wer barft, baut ein Beutetier mit den zur Verfügung stehenden Bestandteilen nach. Einige Bestandteile müssen, je nachdem, welche Tierart gefüttert wird, ein wenig modifiziert werden. Zum Beispiel die hohen Mengen an Omega 6 Fettsäuren bei der Verfütterung von Tieren aus Massentierhaltung durch das Zuführen von Lachsöl (Omega 3 Fettsäuren) wieder in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden.
Dieser Beutetiernachbau erfolgt nach dem Vorbild der Natur. Der Bauplan eines Tieres ist im Mittel immer gleich, es besteht also zu einem gewissen Prozentsatz aus Muskelfleisch, Innereien, Knochen, etc. Barf bedeutet demnach nicht, eine Hand voll Herz mit einer Hand voll Muskelfleisch und einer Hand voll Knochen zu mischen – so sieht kein Beutetier aus und dann ist es kein Barf und daher auch nicht ausgewogen. Bei einer solchen Fütterung ist die Anmerkung, es kann zu Mangelerscheinungen kommen, durchaus berechtigt. Irgendetwas in den Napf geschmissen ist roh gefüttert, aber eben nicht Barf. Richtiges Barf ist ausgewogen, denn ein Beutetier ist von Natur aus ausgewogen.
Und was ist mit dem erhöhten Nährstoffbedarf von Welpen?
Keine Angst – bauen wir den kleinen Fellnasen ein Beutetier nach dem Vorbild der Natur nach, bekommen sie alle Nährstoffe in genau der benötigten Zusammensetzung, um gesund groß zu werden. Über das Mehr an Nährstoffbedarf, den ein wachsender Organismus braucht, muss sich der barfende Welpen Besitzer ebenfalls keine Sorgen machen. Der Mehrbedarf wird über die, im Vergleich zum ausgewachsenen Hund, wesentlich höhere Futtermenge (bezogen auf das Körpergewicht) reguliert. Als Beispiel, ein kleiner 8 kg schwerer Welpe im Alter von 12 Wochen frisst rund 650 Gramm Barf am Tag, das ist genau so viel, wie ein ausgewachsener 33 kg Hund benötigt.
Was heißt das jetzt für Welpen Besitzer? Ganz einfach: Lasst euch nicht verrückt machen und ernährt euern Familienzuwachs von Anfang an gesund und artgerecht. Barfen ist wie backen nach Rezept – also ganz einfach.