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Einfach mal barfen – der Anfang

Als Neuling in der Materie des Barfens tauchen gerade am Anfang zahlreiche Fragen auf. Hinzu kommt, dass die Verunsicherung groß ist, denn schließlich will man nichts falsch machen oder gar seinen geliebten Vierbeiner krank füttern. Schaut man hilfesuchend ins Internet, so stößt man unweigerlich auf die verschiedensten, oft widersprüchlichen Aussagen. Fragt man seinen Tierarzt um Rat, erntet man häufig nur ein Kopfschütteln und eine extra große Warnung vor dem Barfen.

Hundebesitzern, die sich bis jetzt noch nicht verschreckt dem Barfen wieder abwenden, bevor sie überhaupt begonnen haben, gratuliere ich ganz herzlich zu ihrem Durchhaltevermögen. Und damit kommen wir zum eigentlichen Thema:

Wie fange ich am besten an?

Diese Frage hängt ein wenig vom Hund und seinen verdauungstechnischen Ansprüchen ab. Bei verdauungssensiblen oder sehr mäkeligen Hunden kann es am Anfang nötig sein die „Beginner-Fleischportion“ kurz zu garen. Das kann entweder in der Pfanne, mit ein wenig Wasser im Kochtopf oder notfalls für ein paar Tage in der Mikrowelle erfolgen. Alle anderen Hunde, also jene, die eine rohe Fleischmahlzeit nicht verschmähen und auch sonst eher zur Fraktion der Allesfresser gehören und nicht mit Verdauungsproblemen auf die noch so kleinste Futterumstellung reagieren, bekommen die Beginner-Fleischportion zusammen mit ein wenig Gemüse in den Napf. Für die Umstellung empfiehlt es sich, den Hund mindestens 12 Stunden hungern zu lassen. Das hat gleich zwei Vorteile, das „alte“ Futter hat den Verdauungstrakt bereits größtenteils durchlaufen und der Appetit macht Lust auf Neues. Keine Sorge, innerhalb von 12 Stunden (ver-)hungert der Hund nicht und es lässt sich ganz gut managen, abends die letzte alte Mahlzeit zu geben und am nächsten Tag mit dem neuen Futter einzusteigen. Die Fütterungszeiten bzw. Fütterungsintervalle beim Barfen müssen nicht geändert. Es wird genauso weiter gefüttert, wie beim alten Futter auch. Wer nur eine Mahlzeit am Tag gefüttert hat, macht das beim Barfen genauso, wer die Tagesration auf mehrere Mahlzeiten aufgeteilt hat, verfährt beim Barfen ebenfalls weiterhin so.  

Warum sollte ich langsam umstellen?

Für die Verdauung von frischem, rohem Fleische ist eine andere Zusammensetzung der Verdauungsenzyme nötig als für die Verdauung von industriell verarbeitetem Trocken- oder Dosenfutter. Das liegt nicht zuletzt an der gänzlich anderen Zusammensetzung, Industriefutter hat meistens einen hohen Anteil an pflanzlichen Zutaten. Aber auch die Konsistenz spielt eine Rolle. Für die Zersetzung von frischen, rohen Knochen muss die Magensäure etwas aggressiver sein als für die Zersetzung von gekochtem Dosenfleisch oder gar Trockenfutter. Diese Anpassung der Verdauungssäfte läuft im Hintergrund automatisch ab und dauert meistens nur ein paar Wochen. Für die Umstellungsphase gibt es verschiedene Varianten und jeder Ernährungsberater hat da so seine ganz eigenen Vorstellungen und Erfahrungswerte. In der Regel sollte die Fleischportion für den Anfang möglichst leicht verdaulich sein, damit sich der Verdauungstrakt langsam auf die neue Nahrung einstellen kann. Knochen werden ebenso wie Innereien erst nach und nach zur Beginner-Fleischportion hinzugefügt. Ähnlich verhält es sich mit dem Fettgehalt der Mahlzeit und den nötigen Zusätzen. Natürlich kann man einem Hund von einem Tag auf den anderen eine komplette Barfmahlzeit mit allem Zip und Zapp servieren, die Gefahr von Verdauungsproblemen ist dann allerdings recht hoch. Um das zu vermeiden, stellt man Hunde besser und für alle Beteiligten schonender langsam um. Dennoch kann es auch dann zu Nebenwirkungen kommen.

Die Nebenwirkungen bei der Umstellung

Wird der Hund langsam auf die neue Mahlzeit vorbereitet, so sind unerwünschte Nebenwirkungen in der Regel eher selten. Es kann zu etwas weicherem Kot kommen, auch kann es zu vorübergehenden Gerüchen kommen. Der Hund müffelt regelrecht (Käsefüße sind da keine Seltenheit). Einige Hunde bekommen während der Umstellung auch ein fettiges Fell. Das alles sind jedoch vorübergehende Erscheinungen, die sich meistens nach ein paar Tagen in Wohlgefallen auflösen. Dann kommen die „schönen“ Nebenwirkungen zum Vorschein. Das Fell fühlt sich weicher und seidiger an, der Hund erscheint zufriedener, überdrehte Hunde werden mitunter ruhiger (vor allem bei der Umstellung von kohlehydratreichem Trockenfutter auf Barf zu beobachten), nasse Hunde riechen weniger und Maulgeruch verabschiedet sich auch gerne auf Nimmerwiedersehen.

Die Beginner-Fleischportion

Nun aber endlich zum ersten Schritt in der Barfkarriere. Was verbirgt sich hinter der ominösen Beginner-Fleischportion? Futtersensible Hunde, Senioren, Junghunde und Welpen sowie kranke Hunde bekommen für die ersten 3-7 Tage eine Sorte mageres Muskelfleisch (bis 10% Fettanteil) mit einer Sorte Gemüse. Je nachdem ob Unverträglichkeiten vorliegen, wird die Fleischsorte entsprechend ausgewählt. Bei gesunden Allesfressern habe ich gute Erfahrungen mit einer Mischung aus Muskelfleisch und Blättermagen gemacht – wird gerne gefressen, gut vertragen und ist für den Barfanfänger leicht umzusetzen: Auftauen, füttern, fertig. Wird diese Beginner-Fleischportion auch in den nächsten Tagen gut vertragen, kann zu Schritt 2 übergegangen werden.  

Wie geht es weiter?

Um den Verdauungstrakt nicht zu überfordern, werden im nächsten Schritt die Innereien und gewolfte Knochen zur Beginner-Fleischmahlzeit hinzugefügt. Bei futtersensiblen Tieren kann zunächst mit einer kleinen Menge begonnen werden, die täglich ein wenig erhöht wird, bis nach etwa einer weiteren Woche die korrekte Menge problemlos gefüttert werden kann. Bei der pflanzlichen Komponente unserer Barfmahlzeit darf nun auch ein wenig mehr Abwechslung in den Napf. Das Gemüse und Obst dient zwar nicht der Vitaminversorgung, dafür liefert es zahlreiche Ballaststoffe, Fasern und sekundäre Pflanzenstoffe. Um für unseren Vierbeiner nützlich zu sein, muss die pflanzliche Kost jedoch aufgeschlossen werden. Zur Spaltung der Zellhülle fehlen ihm da leider die passenden Enzyme und so wird Gemüse und Obst entweder ganz fein püriert oder gekocht.

Welche Zusätze brauche ich?

Nun ist es auch an der Zeit, die Zusätze einzuführen. Viele sind es nicht, es handelt sich lediglich um ein hochwertiges Omega-3 fettsäurehaltiges Fischöl, um den hohen Omega-6 Fettsäurengehalt im Masttierfleisch auszugleichen. Wird Fleisch aus artgerechter Haltung oder „wild“ gehaltene Futtertiere verfüttert, so ist dieser Ausgleich nicht nötig, da die Fettsäurenbilanz zugunsten des Omega 3 ausfällt. Mehr zu den Fettsäuren und warum es ein tierisches Omega-3 Öl sein muss, erfährst du in einem anderen Blogbeitrag. Der nächste Barf-Zusatz ist das Seealgenmehl. Dieses, aus Meeresalgen gewonnene grobe Mehl, ist sehr jodhaltig und dient somit der Jodversorgung. Aufgrund des hohen Jodgehalts, der von Hersteller zu Hersteller und Charge zu Charge unterschiedlich ist, sollte bei jeder Packung Seealgenmehl erneut berechnet werden, wie viel Seealgenmehl für den Hund notwendig ist. Das ist kein Hexenwerk, denn es gibt viele so genannte Seealgenmehlrechner im Internet, die einem die lästige Rechnerei abnehmen. Für all jene, die keinen Seefisch füttern, gesellt sich dann noch als letztes der Dorschlebertran zu den Zusätzen. Dieser ersetzt adäquat die üblicherweise durch eine wöchentliche Fischmahlzeit zu erreichende Vitamin D Dosis.

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Und jetzt?

Nun bist du schon ein bisschen schlauer und kannst mit dem Barfen anfangen 😉 Wie du die richtige Menge für deinen Liebling ausrechnest und zusammenstellst, erfährst du in einem anderen Blogbeitrag.

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