You are currently viewing Barfen in der Praxis

Barfen in der Praxis

Die Barfration Teil 3

Beim Zusammenstellen von Barf in der Praxis gehen die Meinungen ähnlich stark auseinander wie bei der Wahl weiterer Zusätze zur Ration. Muss mein Hund täglich alle Komponenten und Zusätze bekommen, damit es nicht zu einem Mangel kommt? Wie viele verschiedene Tierarten sollen in einer Mahlzeit miteinander gemischt werden?

Außerdem schauen wir uns die verschiedenen Portionsmöglichkeiten an. Vom Barfen a la Backrezept bis hin zum Komplettfutter für einen ganzen Monat. Dabei eignet sich nicht jede Methode gleich gut für jeden Hund. Aber dazu später mehr. Widmen wir uns zunächst einem großen Streitthema.

Täglich alles füttern, ja oder nein?

Einige Barfer wiegen die Ration für ihren Liebling täglich grammgenau ab. Andere füttern Pi mal Daumen von allem etwas und benötigen keine Waage. Beide Extreme sind nicht unbedingt gut.

Dass ein Lebewesen jeden Tag exakt die Menge an Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, etc. zu sich nimmt, die es nach ernährungswissenschaftlichen Erkenntnissen benötigt, ist in der Natur nicht unbedingt vorgesehen. Dieses Phänomen stammt eher aus der Futtermittelindustrie. Der Hundeorganismus ist durchaus in der Lage,  Nährstoffe zu speichern und Schwankungen zu kompensieren.

Werfen wir einen Blick in die Natur, so gibt es bei den wilden Artgenossen unserer Haushund nicht jeden Tag das ideale Beutetier mit der optimalen Nährstoffzusammensetzung. Hier wird im Rudel gejagt und große Beute nach einem bestimmten Schema gefressen. Ebenso wird mangels Jagderfolg gefastet oder mit dem Fressen von Kleinnagern oder Insekten improvisiert.

Was bedeutet das jetzt für unseren Hund? Innerhalb eines festgesteckten Zeitraums alle Nährstoffe in ausgewogenem Maße zu füttern reicht vollkommen aus. Beim ausgewachsenen, gesunden Hund ist ein Zeitraum von 4 Wochen empfehlenswert, bei Welpen und Hunden im Wachstum sollte dieser Zeitraum etwas enger gesteckt sein und auf eine Woche schrumpfen.

Wie viel Abwechslung braucht mein Hund beim Barfen?

Unsere lieben Mitbewohner sind wahrlich keine Gourmets, wenn man sich ansieht, was so auf ihrem Speiseplan steht. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn es gibt auch Hunde, die einige Futterkomponenten verschmähen. So mögen einige etwa keinen Fisch  oder rümpfen bei Pansen die Nase. Wie viel Abwechslung unser Hund im Napf benötigt, ist also weniger eine Sache des Geschmacks, sondern eine Notwendigkeit.

Um die Nährstoffaufnahme, hier insbesondere die verschiedenen Aminosäuren, möglichst vielfältig zu gestalten, sollte die Barfmahlzeit nicht ausschließlich aus einer Tierart bestehen. Ideal sind 3-5 verschiedenen Tierarten, die im Hundenapf landen. Optimal füttert man von diesen Tierarten alles, also Muskelfleisch, Innereien und Knochen.

Es ist nicht ratsam, die gesamte Futterpalette an Barffleisch zu probieren. In diesem Fall hilft Viel nicht viel. Mindestens eine, besser 2 oder 3 Tierarten sollten für mögliche Unverträglichkeiten oder Allergien zurückgehalten und dem Hund niemals gefüttert werden. Auch nicht in Form von Leckerchen. Sollte einmal eine Ausschlussdiät nötig werden, kann man auf diese, noch nie gefütterte Tierart zurückgreifen.

Beim Obst und Gemüse darf es hingegen gerne vielfältig zugehen, muss es aber nicht. Jede Pflanze bringt ihr eigenes Portfolio an sekundären Pflanzenstoffen, Faserstoffe, Flavonoide, etc. mit und da kann Vielfältigkeit nur ein Gewinn sein.

Wie portioniere ich meine Barfration am besten?

Hier gibt es nicht den einen Königsweg. Richtungsweisend sind hier die persönlichen Vorlieben, aber auch ein wenig der eigene Hund. Es macht keinen Sinn, für einen 3kg schweren Chihuahua täglich alle Komponenten der Barfration einzeln abzuwiegen. Knochen, Innereien und Pansen sind viel zu gering und ein Abwiegen schwierig. Hier ist der Barfer mit dem Herstellen eines Komplettfutters besser bedient.

Komplettfutter

Für ein Komplettfutter werden alle Komponenten hochgerechnet, um eine Gesamtfuttermenge von 3, 5 oder 10 kg herzustellen. Für ein 3 kg Komplettfutter nach typischer Barfaufteilung würden wir also 2400 g Fleischkomponenten (1200 g Muskelfleisch, 480g Pansen, 360g Innereien und 360g gemischte RFK) und 600g Gemüse und Obst (450g Gemüse, 150g Obst) in eine große Wanne legen, auftauen lassen, durchrühren und zu 1 oder 2-tages Portionen wieder einfrieren. Zusätze wie Öle, Seealge, etc. können mit in die Mischung gegeben und eingefroren oder täglich frisch dazu gegeben werden. Lediglich Probiotika sollten nicht eingefroren werden, da sie sehr kälteempfindlich sind.

Wochenplan

Wochenpläne eignen sich sehr gut für etwas größere Hunde. Ebenso bei der Verwendung von Komponenten, die sich gefroren nicht einzeln entnehmen lassen. Die großen Futterkomponenten wie Muskelfleisch und Gemüse können täglich gegeben werden, während die Wochenmenge an Knochen, Pansen und Innereien sinnvoll auf 3 bis 4 Wochentage aufgeteilt wird. Hier kann auch bei den Innereien ein wochenweiser Wechsel erfolgen. Dabei gibt es in einer Woche Leber, in der nächsten Niere, und so weiter. Auch die Zusätze können auf 3 bis 4 Tage aufgeteilt werden.

Barf nach Rezept

Barfen nach dem Backrezeptprinzip ist ideal für alle, die gerne nach Rezept arbeiten. Außerdem bei gefrorenen Komponenten, die sich einzeln entnehmen lassen. Hier kommt jeden Tag die ausgerechnete Menge der einzelnen Komponenten in den Napf.

Welche Möglichkeit der Zubereitung der Barfmahlzeit die Beste ist, kann man nur durch Ausprobieren feststellen. Ich persönlich bevorzuge Komplettfutter. Da alle Komponenten in gefrorenem Zustand einzeln entnehmbar sind, kommt bei mir alles inklusive aller Zusätze nach dem Abwiegen in eine große Tüte. Jetzt wird einmal grob durchgeschüttelt und dann geht es ab in die Gefriertruhe. Jeder Hund bekommt seine eigene Tüte. Goodies wie Hüttenkäse, Ei o.ä. gibt es dann täglich frisch dazu.

Bei allen Varianten sollte selbstverständlich die gängige Küchenhygiene eingehalten werden, aber dazu im Folgenden mehr.

Ist barfen gefährlich?

Der Umgang mit rohen Zutaten birgt für uns Menschen stets eine latente Gefahr, sofern wir nicht auf die gängige Küchenhygiene achten. Das potenzielle Risiko bezieht sich allerdings nicht nur auf Barf Fleisch. Es gilt generell für alle rohen Zutaten für Menschen und Tier! Dabei geht nicht ausschließlich von Fleisch und Fisch eine Gefahr aus, sondern auch von frischem Salat, Gemüse und Obst. Häufig haften für den menschlichen Organismus krankmachende Keime an der Oberfläche, die durch gründliches Waschen oder Schälen entfernt werden sollten. Ein No-Go ist außerdem, Fleisch und Gemüse nacheinander auf demselben Geschirr zuzubereiten.

Was für uns Menschen ein echtes Risiko beim Verzehr darstellen kann, bereitet unseren gesunden Hunden hingegen keine Probleme. Sie können selbst Aas verzehren, ohne große gesundheitliche Einschränkungen befürchten zu müssen. Zum einen liegt das an der sehr starken Konzentration der Magensäure. Sie ist, im Vergleich zur menschlichen Magensäure, deutlich schärfer und tötet einen Großteil der Bakterien entsprechend schnell und effizient ab. Zum anderen liegt das am relativ kurzen Verdauungstrakt unserer felligen Hausgenossen. Hier haben Keime, die die Magensäure überstanden haben, nur wenig Zeit sich anzusiedeln und werden rasch wieder mit dem Kot ausgeschieden.

Naturavetal - Canis Plus *Affiliate Link

Um uns vor Keimen zu schützen ist eine gute Küchenhygiene genauso wichtig wie eine entsprechende Hygiene im Umgang mit unseren Hunden. Das betrifft vor allem Kinder, die gerne und viel mit den felligen Freunden kuscheln. Gerade bei  Kontakt mit der Analregion des Hundes gehören die Finger nicht in den Mund sondern unter den Wasserhahn.

Angst vor Würmern im Barffleisch muss sich der Hundehalter übrigens nicht machen. Durch das Einfrieren von mindestens 7 Tagen ist ein eventuell vorhandener Wurmbefall des Fleisches gebannt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar