Die Barfration Teil 2
Wie du den Futterbedarf deines Hundes ermittelst und diesen auf die einzelnen Barfkomponenten aufteilst, weißt du schon. Ob du noch weitere Zusätze brauchst, was es mit 3-6-9 Ölen auf sich hat und wie du den Kalziumbedarf bei deinem Hund deckst, darum geht es in diesem Blogbeitrag.
Muss ich unbedingt Pansen oder Blättermagen füttern?
Pansen bzw. Blättermagen wird häufig als besonders wertvoll bei der Fütterung bezeichnet. “Die Pansenbakterien sind gut für den Hundedarm und überhaupt sind Pansen und Blättermagen eine besonders schmackhafte Sache für unsere Fellnase.” Nun ja, so ganz in den Himmel loben sollte man diesen tierischen Bestandteil beim Barfen nicht. Zum einen verfügt nicht jedes Beutetier über einen Pansen bzw. Blättermagen, zum anderen kommt nicht jeder Mensch mit diesem Duft gut zurecht und zu guter Letzt gibt es tatsächlich Hunde, die diesen Leckerbissen gar nicht mögen.
Ein weiteres Problem kann die Verdaulichkeit darstellen. Pansen besteht zu einem großen Teil aus Bindegewebe und das ist schwer verdaulich. Gerade Hunde der älteren Generation kommen mit dem barftypischen 20%-Anteil an Pansen in der Ration nicht immer gut klar und reagieren mit Baugrummeln, Schmatzen und Pupsen. Hier auf den etwas besser verdaulichen Blättermagen umzustellen, bringt auch nicht immer die Lösung, daher empfiehlt es sich, die Menge in der Ration nach unten zu korrigieren.
Ein weiterer Negativpunkt sind die Inhaltsstoffe von Pansen und Blättermagen. Ja, die enthaltenen Milchsäurebakterien sind durchaus gut für die Verdauung, allerdings sind sie kälteempfindlich und durch das Einfrieren stirbt ein nicht unerheblicher Teil dieser nützlichen Helferlein ab. Frischer Pansen oder Blättermagen verfügt über eine deutlich höhere Bakterienzahl und ist somit wesentlich wertvoller.
Auch die Nahrung des Pansen liefernden Tieres spielt eine Rolle für die Wertigkeit als Futtermittel. Je natürlicher das Tier vor der Schlachtung ernährt wurde, desto besser. Pansen und Blättermagen von Weidetieren ist daher Masttieren mit entsprechendem Futterangebot und Stallhaltung vorzuziehen. Auch die Tierart ist nicht zu verachten, denn meistens werden Ziege, Schaf und Co. natürlicher gehalten als Rinder. Bei Allergikern sollte auf die Fütterung von Widerkäuermägen ohnehin verzichtet werden, denn hier wird gerne einmal auf die vom Futtertier aufgenommenen Futterbestandteile (z.B. Mais in der Rinderfütterung) reagiert.
Reicht die RFK-Menge für die Kalziumversorgung?
Bei der Mineralstoffversorgung spielt insbesondre Kalzium eine große Rolle. Ein Mineral, das häufig zu Unsicherheit führt und ein Mangel befürchtet wird, wenn nicht mit Pulvern supplementiert wird. Der beim Barfen angegebene Anteil an rohen fleischigen Knochen deckt den Kalziumbedarf jedoch in ausreichender Menge ab. Auch im Wachstum! In dieser Lebensphase wird der erhöhte Kalziumbedarf für das Wachstum durch die insgesamt höhere Futtermenge des Jungtiers abgedeckt.
Werfen wir einen Blick auf die Zahlen, die hinter der prozentualen Aufteilung stecken, so hält auch diese einer Überprüfung stand. Nehmen wir als Beispiel einen 20kg schweren, aktiven Hund. Dieser bekommt bei 2,5% seines Körpergewichts 500g Futter insgesamt, wobei 60g auf den Knochenanteil entfallen. Laut National Research Council (NRC) liegt sein Kalziumbedarf bei 1129mg pro Tag.
100g Hühnerhälse ohne Haut liefern 1580mg Kalzium
100g Rinderbrustbein mit Fleisch liefern 2900mg Kalzium
Bei einer gemischten Fütterung aus Hühnerhälsen und Rinderbrustbein erhalten wir einen Mittelwert von 2240mg Kalzium je 100g. Unser Beispielhund bekommt 60g Knochen, was einem Kalziumgehalt von 1344mg entspricht. Sein Bedarf ist also ausreichend gedeckt.
Werden ausschließlich Hühnerknochen oder andere weiche Knochen (Kleine Säugetiere, Vögel) gefüttert, so wird der Anteil an RFK von 15% auf 20% heraufgesetzt. Entsprechend wird beim Pansen/Blättermagenanteil von 20% auf 15% reduziert.
Für unseren Beispielhund bedeutet das, dass seine Knochenportion auf 80g am Tag steigt, was bei der Fütterung von Hühnerhälsen einem Kalziumgehalt von 1264mg entspricht. Auch bei dieser Variante ist sein Bedarf ausreichend gedeckt.
Was fehlt – hier müssen wir improvisieren
Jod
Selten wird das gesamte Beutetier verfüttert und somit geht uns eine wichtige Komponente verloren: Die Schilddrüse. Sie enthält hohe Mengen an Jod und versorgt den Beutefresser mit einer ausreichenden Menge des Spurenelements. Bei unseren im Handel erhältlichen Fleischsorten wird die Schilddrüse nebst anhängendem Drüsenmaterial entfernt und steht somit nicht zur Jodversorgung zur Verfügung. Und selbst wenn uns das Glück widerfährt und wir eine ganze z.B. Kuh zum selber zerlegen bekämen, müssten wir zunächst berechnen, wie lange unser Hund von diesem Beutetier fressen würde und die Schilddrüse in entsprechend viele Teile zerlegen. Das ist natürlich nicht praktikabel und obendrein viel zu unsicher. Denn ein Zuviel an Jod kann, ebenso wie ein Zuwenig schnell die Schilddrüse unseres Lieblings durcheinanderbringen und bei Dauerhafter Fehlfütterung oder vorbelasteten Tieren auch schädigen. Jod sollte stets in konstanten Mengen ohne etwaige Fütterungsspitzen erfolgen. Also nicht die gesamte Monatsjodmenge an einem Tag verabreicht werden, um es überspitzt auszudrücken. Für unseren gebarften Hund führen wir Jod in Form von Seealgenmehl zu. Diese Meeresalge ist reich an Jod und lässt sich gut dosieren. Die Menge richtet sich nach dem Gewicht unseres Hundes und sollte entsprechend berechnet werden.
Omega 3-6-9
Omega 3-6-9-Öl wird gerne als Barföl angeboten, tatsächlich muss aber lediglich das Omega 3 zugeführt werden. Omega-6-Fettsäuren sind mehr als genug in (Mast-) Fleisch enthalten, was signifikant mit den Haltungsbedingungen zu tun hat. Fleisch aus Weidehaltung oder von Tieren, die den Großteil ihres Lebens im Freien verbringen und artgerechtes, wenig verarbeitetes Futter bekommen, haben ein ausgewogenes Fettsäureverhältnis. Ein Überschuss an Omega-6-Fettsäuren fördert Entzündungen im Körper, die unter anderem für die Entstehung von Krebs verantwortlich sind. Dieser Überschuss sollte daher mit Omega-3-Fettsäuren ausgeglichen und in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht werden. Alle Omega-3 Komponenten (ALA, EPA, DHA) sind in Fischöl, Krill Öl oder speziellem Omega-3 Öl (aus Fischen oder Algen extrahiert) zu finden. Omega-9-Fettsäure findet man in tierischen Fetten. Da unsere Hunde bei richtiger Barfration ausreichend tierische Fette zu sich nehmen, spielt Omega-9 für sie keine essenzielle Rolle.
Vitamin D
Eine Portion Seefisch pro Woche sollte den Vitamin D Bedarf decken. Fischverweigerern ist daher angeraten, Vitamin D in Form von Dorschlebertran zu sich zu nehmen. Gerade in den Wintermonaten geht es unseren Hunden da vermutlich wie uns Menschen. Viel Stubenhockerei, wenig Sonne und somit wenig Vitamin D Produktion. Diese bzw. die Rolle der Vitamin D Produktion über Haut und Sonnenlicht ist bei Hunden allerdings wissenschaftlich nicht wirklich geklärt und somit ein Kann-Faktor.
->Nächste Woche im Blog:
Jetzt hast du alle Komponenten, die du für eine gesunde, ausgewogene Ernährung deines Hundes benötigst, zusammengestellt. Im nächsten Blogbeitrag nehmen wir einmal das Handling näher unter die Lupe. Wie sieht die Fütterung in der Praxis aus? Wie viel Abwechslung muss ich in den Plan bringen? Muss ich jeden Tag alle Komponenten füttern? Wie wiege ich am besten ab und wie gehe ich mit rohem Fleisch um? Stichwort Bakterien, Würmer und Co.